Eiskalte Wasserspritzer

„Johannes, hast du die Ölrechnung bezahlt?“

Mein Sohn kommt lächelnd und lässig zwei Stufen nehmend,

langsam die breitgeschwungene Marmortreppe auf seinen

langen Beinen herunter.

„Angst dass du zu Weihnachten frierst?“

„Hach, du Scherz Keks, wenn jemand friert, dann seid ihr es.

Ich denke mal,

meine Holz und Kohlevorräte aus der Garage

halten lange vor..

War doch eine gute Idee der Kauf unseres Kaminofens.

So sparen wir Heizöl.

Wenn dann,

sagen wir mal irgendwann im Dezember,

so wurde mir von Justus hoch und heilig versprochen,

die Restlichen, nicht ganz so dicken Äste mit der elektrischen Säge

durchgesägt werden,

kann ich entspannt den Frühling entgegensehen.

Bin gespannt, ob Justus im Dezember noch an sein Versprechen denkt.

Und Anfang des Jahres werden wieder zwei Bäume gefällt.

Wir müssen unseren Baumbestand auslichten.

Ich hoffe, dass dieser Winter warm für uns bleibt..

Und wenn es gar zu eisig wird, öffne ich eben die Stubentür,

dann huscht ein warmer Hauch zu euch nach oben,

sollte einmal die Heizung ausfallen.“

„Ha,ah, ja Mama oder du stehst unten an der Treppe und wedelst

die Wärme zu uns hoch.“

„Nun wollen wir mal nicht übertreiben mein Sohn,

das artet sonst in Arbeit aus.

Aber sieh mal, wo du schon unten bist, da ist jemand an der

Haustür, gehst du sie bitte öffnen?“

Ich verschwinde derweil ins Bügelzimmer, denn ich bin mir

sicher, so früh am Morgen kommt niemand, um mich zu besuchen.

Nach einer Weile höre ich ein lautes „Waaas?“

Kurz darauf kommt Johannes zu mir ins Zimmer. Etwas blässlich um die

Nase ist er geworden.

„Morgen wird der Strom abgeschaltet, der Gerichtsvollzieher war an

der Tür,

er sagte etwas von einem Brief, den er an uns schickte.

Hast du einen gesehen?“

„Nein,“ meine Stimme ist nur ein entsetztes Flüstern.

Wenn ich nicht gesessen hätte, wäre das in diesem Moment geschehen.

Jetzt ist das eingetroffen, womit ich schon lange rechnete.

Die hohe Nachzahlung und dann hundert Euro mehr Stromkosten

im Monat brachen uns das Genick.

Johannes stellte zwar vor ein paar Monaten einen Kreditantrag.

Unser Pech ist, dass er seinen Schufa Eintrag letztes Jahr nicht löschen ließ.

„Ab diesem Zeitpunkt hat eine Frage die höchste Priorität.

Wo bekommen wir so viel Geld her?“

Jeden Abend, wenn ich allein in meinem Bett liege,

denke ich über diese Schulden nach.

„Wie kann ich helfen?

Denn auch ich bin von diesem blöden Strom abhängig.

„Wo bekommen wir soviel Geld her.“

An vielen Abenden zögere ich es hinaus,

mich in mein schönes kuscheliges Bett zu legen..

Denn kaum liege ich in der Dunkelheit,

hämmern wieder und immer wieder diese Geldprobleme auf mich ein.

Wie viele schlaflose Nächte ich so verbrachte? Ich weiß es nicht.

Bis—-

eines Nachts wache ich auf und die Lösung ist einfach da.

Mann oh Mann, wie so bin ich nicht schon früher darauf gekommen,

Meine Wiese,

ich verkaufe meine Wiese!“

Ein Stein fällt mir vom Herzen, hach, das war‘s.

Vielleicht zahlt mir dann der Käufer einen guten Preis

und es bleibt, wenn ich Glück habe noch etwas übrig.

Die Hektar Preise sind in den letzten Jahren gestiegen.

Vielleicht liegt es daran,

dass immer mehr Mais angebaut wird.

Viele Wiesen werden zu Ackerland umgepflügt.

Nach einigem Überlegen komme ich zu dem Schluss

mich beim Bauernverband über die aktuellen Hektar Preise zu erkundigen.

Mit dieser Idee schlafe ich selig ein.

Justus, der sich gerade noch so einigermaßen mit seinem

Vater versteht, bekommt die Aufgabe zugeteilt mein Vorhaben

zu übermitteln.

Bei mir ist die Kommunikation mit meinem Ex seit der Scheidung bis auf

„Guten Tag“, zusammengeschrumpft.

Weshalb? Das ist eine lange Geschichte, die gehört nicht hierher,

darüber schreibe ich einen Roman, das habe ich mir fest vorgenommen.

Aber, ich habe mich zu früh gefreut, wie kann es auch anders sein.

Justus kommt nach dem Besuch seines Vaters,

mit enttäuschter Mine nach Hause.

„Papa sagt, dass du das Geld nur verplempern willst,“

er holt tief Luft und stößt dann hervor, „Papa ist gegen den Verkauf.“

Ich schreie auf: „Ich fasse es nicht. Das hat er gesagt?“

Meine Empörung ist riesig,

meine Vorfreude fällt in sich zusammen.

Wieder einmal hat sich meine Meinung über meinen Ex bestätigt.

Gut, dass ich nicht zu ihm ging, ich wäre bei seinen Worten explodiert.

„Wer hat denn in der Vergangenheit alles Geld verplempert?

Hach, dass ich nicht lache!“

Wer hat denn dieses große Haus gebaut, in dem wir jetzt sitzen.

Fakt ist, bei allem Klagen, seine Unterschrift brauche ich, sonst läuft nichts.

Ich ärgere mich noch heute, wenn ich an meine Dummheit zurückdenke.

Damals beim Hausbau war ich wirklich so blöd nicht nur das Haus,

sondern auch mein Land zur Hälfte auf seinen Namen mit zu überschreiben.

Damals riet uns der Bankangestellte dazu. „Ist alles ein Abwasch.“

Und jetzt haben wir den Salat.

Christian, mein Ältester, der uns manchmal mit Geld aushalf,

ihm gehört jetzt auch zur Hälfte das Haus, in dem wir leben,

kann so eine große Summe nicht aufbringen, wie er uns wissen lässt.

Na ja, er wohnt weit weg.

Rückblickend verstehe ich eines nicht.

Die Stromsache lief schon ein paar Monate, genauer gesagt ein halbes Jahr,

wenn man die Zeit mitrechnet, in der ich dachte,

der Betrag an die Stromgesellschaft wird jeden Monat vom Konto abgezogen.

Weshalb ich es nur dachte?

Ich besitze keine Vollmacht über dieses Konto sondern nur Christian.

Etwas anderes bewegt mich viel mehr.

Wie kann man im Dezember den Strom abschalten?

Im Herbst, Sommer oder Frühjahr, o.k.

Aber zu Weihnachten? Sehr unchristlich.

Sind bei dem Stromanbieter nur Maschinen am Werk?

Es ist unausweichlich,

einen Tag später kommt der junge Mann vom Stromkonzern,

in Begleitung des Gerichtsvollziehers.

Es muss ja alles seine Ordnung haben.

Mir fällt auf, dass die ganze Sache dem Gerichtsvollzieher unangenehm ist.

Mir zugewandt sagt er„Es tut mir leid, aber wenn sie einen Teil des Betrages

anbezahlen, können wir mit dem Stromanbieter reden.“

Ich zucke mit den Schultern,

„Obwohl ich in Gedanken damit gerechnet habe,

kommt es jetzt doch plötzlich.

Erst gestern waren sie hier um uns zu unterrichten,

aber heute ist der Brief von ihnen angekommen, in dem steht,

dass der Strom abgeschaltet wird.

Sehen sie? Datiert vom Siebzehnten und

heute haben wir schon den Neunundzwanzigsten.

Dies ist der Brief, von dem sie dachten wir haben ihn bereits.

Bei allem guten Willen, aber so schnell können wir auch einen kleinen

Teil des Betrages nicht zusammenkratzen, wie sie wissen,

es ist Ende des Monats.

Meine Söhne versuchen mit einigen Überredungsversuchen,

wie zum Beispiel, „am Anfang des Monats haben wir ein Drittel des

Betrages zusammen.“

Nichts zu machen, der junge Mann vom Stromanbieter bleibt hart.

Alle Hochachtung, denke ich mit Ironie,

ja ja, Firma des Stromes du kannst stolz auf deine Mitarbeiter sein!

Im Grunde genommen empfinde ich nur Mitleid für diesen Mann,

wenn ich bedenke, wie oft er so eine Leitung kappen muss.

In dieser kalten Jahreszeit und im Dezember.

Konnte so ein Mensch eigentlich noch ruhig schlafen,

wenn er in all die traurigen Gesichter sieht?

Welche Schicksale hängen davon ab.

Was muten diese Konzerne ihren Mitarbeitern zu?

Im Sommer ist es nicht so schlimm, aber zu Weihnachten?

Eines muss ich ihn dann doch noch fragen,

„weshalb wurden die laufenden Stromkosten nicht vom Konto eingezogen?“

Darauf seine kurze Antwort, „wenn kein Geld auf dem Konto ist

werden nur noch Rechnungen geschickt.“

„Ja, ja Rechnungen von ein paar Monaten, ich weiß.

Aber ich bitte sie, auf welchem Konto eines Normalbürgers

ist kontinuierlich jeden Monat am 28.ten noch Geld?

Meistens wird das Minus, immer am Monatsanfang wieder ausgeglichen.“

Ich frage mich nur.

„Woher weiß so ein Konzern, dass beim Bankeinzug kein Geld

auf unserem Hauskonto ist?

Auch denke ich darüber nach, wer für diesen hirnrissigen Einfall

zuständig ist, so kurz vorm Ersten die Strom Beträge einzuziehen??

Jeder weiß, dass unter anderem jeder Rentner am Ersten Geld bekommt.

Wenn ich überlege, wie viele Rentner es gibt und wie

viele in den nächsten Jahren dazu kommen.

„Na, gute Nacht Deutschland.“

Jetzt also gehören wir zu den Stromlosen.

Noch am selben Nachmittag suche ich alle Kerzen zusammen.

Gut, dass ich gestern noch unsere Dreckwäsche durch die Maschine jagte.

Wer jetzt denkt ich hätte einen Kredit aufnehmen können,

der ist im Irrtum,

hab ich alles hinter mir.

Da meine Scheidung am Ende meiner Blüte vollzogen wurde,

bekomme ich keinen Job mehr

und der Unterhalt bis zum Rentenalter ist zu geringfügig für die Bank.

Weshalb eigentlich? Miete brauche ich nicht zahlen,

habe ein Wohnrecht im ehemals eigenen Haus,

trotzdem wird dieses nicht akzeptiert.

Mein Argument, ich könnte auch mit dreihundert Euro monatlich

auskommen wurde abgewürgt..

Wenn ich dann an die Werbung im Fernsehen denke,

wie heißt es so schön?

„Wir machen den Weg frei.“

Tja meine liebe Bank, dieses trifft nur dann zu

wenn man ein paar Tausender auf dem Konto sein eigen nennt,

aber auch nur dann.

Alles nur Hohn, dem kleinen Mann gegenüber.

Gott sei Dank haben sich im Laufe der Zeit viele Kerzen in meinem

Schrank angesammelt.

Alle kommen jetzt zum Einsatz.

Ob halb abgebrannte oder auch die drei, die nur noch ein Viertel ihrer

Größe besitzen.

Eine große Kerze stelle ich in den Flur, neben kleineren die auf meinem

Adventstisch stehen.

Ins Gäste WC stelle eine etwas kleinere hin,

man weiß ja nie.

Die Gäste, wenn denn welche kommen, sollen nicht im dunklen Raum

umhertappen, um sich vielleicht noch neben die Klobrille zu setzen.

In meinem Wohnzimmer standen sowieso immer Kerzen,

die platziere ich so auf den Tisch, dass ich lesen kann.

Was bleibt mir sonst noch übrig?

Bilden, was das Zeug hält.

Den Rest bekommen meine zwei Söhne, morgen können wir ja

neue Kerzen kaufen.

Meinen Bücherschrank forste ich nach ungelesenen Schätzen durch

und werde pfündig.

Ein paar Bücher, die ich gerne noch einmal lesen möchte,

wurden im laufe der Zeit zusammengestellt,

jetzt habe ich die Möglichkeit dazu.

Das Wasser, für was auch immer ich es benutzen möchte,

wird auf meinem Kaminofen im Wohnzimmer erhitzt,

somit habe ich zweimal am Tag warmes Wasser.

Wenn man bedenkt, wie oft man sich am Tag die Hände wäscht

ist es minimal.

Dazu kommt, draußen regiert der Matsch.

Fazit, der Fußboden muss mehr gereinigt werden,

da mein großer Labrador zweimal am Tag seine Tour mit mir geht.

Trotz seiner Größe bekommt der Bauch Dreckspritzer ab.

Im Hause angekommen schmeißt er sich auf den Boden und eine

Dreck Pfütze bleibt zurück.

Ich könnte ihm mit kaltem Wasser den Bauch reinigen,

aber so brutal bin ich nicht.

Sein vorwurfsvoller Blick, wenn ich ihn dann aufscheuche, spricht Bände.

„Mäussi ich hasse Dreck!“ Er zieht davon, aber sein Blick lässt

alle Schuldgefühle in mir hoch kommen, die sich irgendwo versteckten.

Unsere letzte gekochte Mahlzeit ist ein Chili mit vielen gehackten Zwiebeln.

Gut, dass ich in der letzten Woche vier Weihnachtsstollen backte,

so ist noch etwas Adventsflair für die Sinne parat.

Am nächsten Morgen drehe ich mich im Bett um, es ist noch zu dunkel

zum Gassi gehen.

Mein Griff zum Lichtschalter der Nachttischlampe

bleibt in der Luft hängen, „kein Strom.“

Mein Hund fiept und fiept. Knurrend quäle ich mich aus dem Bett.

Kalt ist es, wie auch meine Morgentoilette.

Eiskaltes Wasser spritze ich in mein Gesicht,

wow jetzt erwachen die Lebensgeister in mir.

Im Wohnzimmer hantiert Peter mein Sohn Nummer drei am Kaminofen.

„Das Kaffeewasser ist heiß, wenn du wiederkommst.“

„Na wunderbar,“

ein wehmütiger Blick bleibt auf meiner Kaffeemaschine hängen,

in der vom Kaffeebohnenmahlen bis zum Aufbrühen alles automatisch

funktioniert. „Natürlich nur mit Strom.“

Jetzt Gassi gehen, „so ein Mistwetter,“ aber mein Hund ist glücklich.

Wenigstens „einer“ brummel ich.

Eine Hoffnung, dass dieses Stromdesaster schnell zu beheben ist

geisterte in meinem Kopf herum.

„Christian,

er verdient genug Geld,

er kann doch nicht zulassen dass seine Mutter Weihnachten

ohne Strom verbringt.

Wie oft hatte ich ihm während seines Studiums Geld gegeben,

obwohl ich damals knausern musste.

Ich hatte nie gejammert, sondern jedes Mal von mir aus gefragt,

„brauchst du Geld?“

Von anderen Sachen ganz zu schweigen, die gehören auch nicht hier her,

weil es in meinen Augen selbstverständlich ist,

wenn eine Mutter für ihre Kinder in allen Notlagen präsent ist.

Diese Hoffnung lässt mich alles als Abenteuer sehen.

Wieder zu Hause nach dem Gassi gehen zieht ein Kaffeeduft

mich unwiderstehlich ins Wohnzimmer.

„Hab noch löslichen Kaffee im Küchenschrank gefunden.“

Seufzend nehme ich die Tasse, „danke Peter, den kann ich jetzt gebrauchen.“

„Ich kaufe einen Stromgenerator,“ mit diesen Worten überrascht mich

Johannes am Nachmittag, er sitzt bei mir in der kuschelig warmen Stube..

Peter und Justus sind in ihren kalten Zimmern verschwunden.

Alle Achtung, aber es ist verständlich, sie brauchen ihre Privatsphäre.

„Ach Sohn denkst du wirklich es ist nötig?“

„Ich bekomme Weihnachtsgeld und davon bezahle ich den Generator..“

Mein zweitjüngster, wie lieb,

aber es schmerzt mich, wie er tapfer auf sein Weihnachtsgeld verzichtet.

Viel lieber hätte ich ihm geraten, sich eine neue Winterjacke zu kaufen

oder andere Klamotten.

Was gaben sonst junge Männer für ihre Garderobe aus?

Manchmal zwei Drittel ihres Verdienstes.

Im Job vom Johannes sind Hemd und Krawatte die Arbeitskleidung..

Duschen, Hemden waschen und bügeln, all die Dinge, die einen gepflegten

Mann ausmachen, dieses geht bei uns nicht mehr,

deshalb hat er sich und sein Aquarium bei einem Freund einquartiert.

Meine ach so kleine Familie ist zerstört, denn auch Peter sieht

sich nach einer anderen Wohnung um.

Übers Handy vom Johannes rufe ich bei Christian an.

Mein Telefon kann ich nicht benutzen dazu brauche ich Strom.

Keiner hebt ab, nur der AB mit dem ich kommunizieren kann.

„Hallo Chris, ich denke du kannst das Haus verkaufen,

weg mit der Last.“

Dieser Satz hat doch Aussagekraft genug, oder?

An Christian und Johannes hatten mein Ex und ich,

während der Scheidung, unser Haus überschreiben lassen.

Hätte mein Anwalt darauf nicht hingewirkt,

wäre mein Ex mit einem Anteil meines Erbes,

das im Haus steckt beglückt worden.

Wo dieses dann geblieben wäre,

habe ich im Laufe der Zeit mitbekommen.

Aber dass ist Schnee von gestern.

Morgen, am ersten Dezember feiert meine Freundin Jutta

ihren Geburtstag.

Jedes Jahr ging ich zu ihr, aber jetzt,

bei dieser Misere kann ich einfach nicht,

ich fühle mich ungepflegt, schmuddelig und stinkig..

Nur zwei Mal in der Woche gönne ich mir eine Dusche.

Dazu erhitze ich zwei große Kochtöpfe Wasser auf dem Kaminofen.

Dieses wird danach auf Körpertemperatur mit kaltem Wasser

im Eimer vermischt.

Damit verschwinde ich in der eiskalten Dusche,

um es mir über den Kopf und Körper zu gießen.

„Luxus pur.“

An den restlichen Tagen brauche ich heißes Wasser zum Abwasch

und zum Aufwischen.

Die Pflege meiner langen Haare zieht sich ein bis zwei Stunden,

inklusive Trocknen hin.

Vorm Ofen, in vorgebeugter Haltung schüttele und kämme ich sie,

dadurch wird der Trockenvorgang beschleunigt.

Ja, ja, jetzt verstehe ich die Aussage,

„wenn Frauen sich pflegen, dauert es Stunden.“

Es ärgert mich, dass ich nicht einmal anrufen kann,

um Jutta zu gratulieren,

da ihre Handynummer in meinem Telefon gespeichert ist

und da komm ich nicht ran. „Strom“

Also bleibt mir nur Christa, deren Nummer im guten alten

Telefonbuch nachzuschlagen ist.

Mit dem Handy meines Sohnes rufe ich dort an.

Justus besucht seinen Vater ein, zwei Mal in der Woche und

lässt ganz nebenbei das Handy aufladen. .

Christa klage ich mein Leid. Ich kann auf ihre Verschwiegenheit bauen.

Es muss ja nicht jeder von dieser blamablen Stromlosigkeit erfahren.

Zwei Tage später klopft Jutta an die Tür.

Da die Klingel nicht geht, „Strom“

brachte Johannes das Schild „bitte Klopfen“ an die Haustür.

„Oh, bei dir sieht es ja richtig weihnachtlich aus,

überall die Kerzen im Haus.“

Verschmitzt lächelnd geht sie an mir vorbei ins Wohnzimmer.

„Und warm hast du es auch, dass beruhigt mich.

Da kann dir die Kälte draußen nichts anhaben.“

„Ach?

Konnte Christa ihren Mund nicht halten?“

„Oh nein ich musste ihr die Pistole auf die Brust setzen.

Und dann hat sie es mir in der Küche zugeflüstert.

Keine der anderen Frauen weiß es.

Jetzt ist es also geschehen.

Du erzähltest mir ja schon vor einem Monat von eurem Problem.

Gab es keinen anderen Ausweg?“

„Nein,

als ich Christian damals darauf ansprach, fragte er nur

„hast du keine Freunde, die dir das Geld leihen?“

„Worauf ich antwortete, „nein alle meine Freundinnen sind

genau so arm wie ich.“

Jutta nickt,

„und konntest du nicht mit dem Stromkonzern reden?

Vielleicht ein Drittel anzahlen und den Rest abstottern?“

„Nein Johannes rief dort vor ein Paar Tagen an,

sie lassen nicht mit sich reden.

Ich habe es schon vor ein paar Monaten versucht und habe

dem Konzern angeboten jeden Monat eine Summe zu Überweisen.

Die Absage war deutlich.“

In dem Augenblick kommt Johannes ins Zimmer.

„Mutti ich habe den Generator und stelle ihn gleich auf.“

Obwohl ich gegen den Kauf war, freue ich mich jetzt.

Ich habe gemerkt, man kann auch des Lesens überdrüssig werden.

Eine kleine Pause von allem ist nicht schlecht.

Fernsehen und in eine andere Welt abtauchen.

„Etwas Gutes gehört noch dazu,

Biathlon, jetzt verpasse ich die Wettkämpfe nicht.“

Ja, ja, ich bin ein sportlicher Typ,

Skispringen und Biathlon verpasse ich an und für sich nie..

Dafür lasse ich alle Spielfilme sausen.

Ein Paar Tage geht es gut, also von Montag bis Donnerstag arbeitet der

Generator einwandfrei, dann kommt das Aus.

Nichts geht mehr.

Also wird das verflixte Ding am Freitag zurück zum Händler gebracht.

Die Reperatur wird bestimmt eine Woche dauern, bekommen wir zu hören.

„Na dann,

ade Biathlon.“

Schweigend, mich in mein Schicksal fügend, nehme ich mein nächstes

Buch zur Hand.

Was bleibt mir anderes übrig?

Zwischenzeitlich schreibe ich an meine Tochter im Internet

auf Johannes seinem I-Pad.

Dieses Ding läuft noch..

Zum Aufladen bringt Peter es immer zu seinem Vater.

Auf ihre abschließende Frage „dann bis Weihnachten?“

Schreibe ich prompt, „Weihnachten fällt dieses Jahr aus.“

Wie sollte das auch gehen?

Kekse backen? Fällt aus.

Weihnachtsbraten? Wie denn. Von den Beilagen ganz zu schweigen.

Der Obstsalat ist das Einzige, aber dazu bin ich mir gegenüber

zu trotzig, „nein.“

Einen Tannenbaum brauchen wir auch nicht, da ich nur elektrische

Kerzen besitze.

Ich jammere ihr meinen ganzen Frust vor, bis mir die Finger schmerzen.

Über zu wenig Slips, Socken, nasse Schuhe, die nicht schnell

genug trocknen.

Fettige Haare, Körperpflege mit Eiswasser,

(langsam hasse ich dieses eisige Wasser)

Kerzen, mit denen ich in die Küche gehe.

Ich habe das Gefühl die Tage sind viel kürzer als all die Jahre davor..

Bei all diesem Gejammere, fällt mir das Wort Taschenlampe ein.

Am nächsten Tag kaufe ich ein paar.

Oben an meinem Lichtstrahler hake ich ein Stück gebogenen

dickeren Draht ein

und daran befestige ich die Taschenlampe.

Jetzt ist besseres Licht zum Lesen.

Auch das herum huschen mit Kerze und Feuerzeug hat ein Ende.

Ein Windzug, oder das Schwanzwedeln meines Hundes,

löschen das Kerzenlicht prompt aus.

Ein paar Tage später, auf mein Drängen, erkundigt sich Peter

beim Händler nach der Reparatur unseres Stromgenerators.

Er kommt mit einem Ersatz zurück. „Ich habe gesagt,

dass unsere Papageien sonst erfrieren.“

„Du Schwindler.“

Endlich können wir wieder Fernsehen.

Auch unsere Fritteuse kommt zum Einsatz. Aber nur zweimal

zum Schnitzel braten.

Während dieser Zeit ächst der Stromgenerator und stöhnt.

Es geht aber nicht anders, denn ich kann doch die Schnitzel nicht wegwerfen.

Wie soll es nur weitergehen?

Es ist aussichtslos.

Da kommt Peter auf die glorreiche Idee,

im Internet nach einem Geldanbieter ohne Schufa-Auskunft zu suchen.

Mein Einwand, „ich habe keinen Schufa-Eintrag,“ wird kurzerhand abgetan.

Na ja, uns steht das Wasser eh bis zum Hals, was haben wir schon zu verlieren.

Also spiele ich dieses Spiel mit.

Es wird gesucht und meine Söhne werden pfündig.

„Sieh mal Mutti, es steht nichts Negatives über diesen

Anbieter im Internet, in schon einer Woche bekommen wir das Geld.“

„Also gut, versuchen wir es.“

Sie geben meine Daten ein und einige Zeit später wird uns bestätigt,

dass wir Dreitausend € Kredit bekommen, können aber auch Fünftausend

aufnehmen, da kein Schufa-Eintrag vorliegt.

In den nächsten Tagen bekommen wir Post von dem Kreditunternehmen.

Natürlich Justus mein Plappermaul.

Bei einem Anruf, den er mit Christian übers

Handy führt, muss er dieses Thema ansprechen.

„Das ist doch nicht euer Ernst, da werdet ihr übern Tisch gezogen.“

Ja ja, dass waren Christians Worte.

Aber was sollen wir machen?

Ganz tief in mir hoffe ich immer noch auf ein gutes Ende.

Dass wir, meine Kinder und ich gemütlich Weihnachten feiern

und über alles lachen.

Am nächsten Morgen liegt Schnee, soweit das Auge reicht.

Wenigstens ein Lichtblick, denn jetzt brauche ich keinen Dreck

mehr aufwischen.

Was bin ich froh, dass die Wohnung damals auf mein Drängen hin

mit Laminat und Fliesen ausgelegt wurden.

Man stelle sich vor, Teppichboden in dieser Lage,

ich glaube das hätte mir den letzten Nerv geraubt.

Denn Staubsauger verbrauchen über zweitausend Watt.

Unser Generator produziert aber nur Zweitausend Watt.

Zwei Tage später bekomme ich eine schriftliche Zusage von

dem angeschriebenen Kreditunternehmen.

Parallel zu diesem Schreiben wurde ein Einschreiben mit den

dafür Notwendigen Unterlagen abgeschickt ich soll nur die

Bearbeitungsgebühren von Hundertachtundsiebzig € zahlen.

„Die Gebühren werden wohl mit der ersten Rate abgezogen,“

Peter sieht sich das Schreiben an, „sieht ja gut aus,“

Meine Söhne sind begeistert und gleichzeitig melden sie

Wünsche zum Weihnachtsfest an.

Ich habe kein gutes Gefühl bei allem. Das geht zu einfach.

Andererseits ist mir zu diesem Zeitpunkt alles Egal,

Wenn ich Abends meine Söhne sehe,

wie dick angezogen sie ins Bett gehen.

Ich hätte auch beim Kredit Hai unterschrieben.

Ein paar Tage später kommt ein Einschreiben in Dina 4 Format

dieser Bank, den ich aber erst ausgehändigt bekomme wenn ich zahle.

Peter und ich wägen ab.

„Mutti ich bezahle die Hälfte, kannst es mir ja später zurückgeben.“

Mit nicht sehr gutem Gefühl im Bauch gebe ich mir einen Ruck und bezahle.

Jetzt halte ich ein paar Unterlagen in der Hand

in denen es nicht mehr um einen Kredit,

sondern um eine Schuldumschreibung geht. Johannes erklärt es so.

„Die bezahlen nicht dir das Geld aus,

sondern demjenigen,

dem du etwas schuldest.“

„Ah ja? Ich schulde aber keinem etwas, sondern du und Christian.“

Jetzt ist guter Rat teuer, auch ich will diesen Kredit,

mir reicht es, ohne Strom zu leben.

Justus denkt lange nach.

„Wenn wir aus der Sache rauskommen wollen, schreibe ich dir einen

Schuldschein aus und den schicken wir hin.

Ja so machen wir es.“

Gesagt, getan.

Alles wird noch am selben Tag abgeschickt.

Aber in dem Moment, in dem der Brief im Briefkasten landet,

fühle ich, da wird wohl kein Geld kommen,

wir sind Betrügern aufgesessen.

Ich schwöre mir, wenn diese „Bank“ noch einmal Geld fordert

bin ich raus aus dem Geschäft.

Eine Woche vergeht, mein Holz neigt sich dem Ende zu,

draußen weht ein eisiger Wind, wie es im winterlichen Norddeutschland

Sitte ist. Also muss ich Holzbrikett kaufen,

da unsere Motorsäge Strom braucht, um das restliche Holz zu sägen.

Der Generator ist für diese Sachen nicht geeignet.

Auch meine Geldreserven neigen sich dem Ende zu.

Entweder Strom oder eine warme Bude.

Eines Morgens klopft der Postbote an die Haustür.

Ein Päckchen wird mir ausgehändigt.

„Meine Tochter“

ich lächel, als ich das, sehr gut mit Klebeband

umwickelte Paket endlich öffnen kann.

Was hat sie mir alles für Schätze eingepackt?

Drei Paar flauschige Socken, Slips, eine große Tüte Teelichter,

zwei Päckchen Feuchtigkeitstücher, damit ich nicht immer das eiskalte

Wasser ins Gesicht spritzen muss.

Trockenshampoo für zwischendurch,

etwas Süßes für die Seele,

eine kleine Taschenlampe mit Batterien, die eine große Helligkeit verstrahlt.

Und einen Brief.

Peter will ihn mir aus der Hand reißen, aber nö nö, den hat sie mir geschickt.

Ich entfalte den Brief und Einhundert € flattern zu Boden.

„Meine Susi“

Tränen bahnen sich ihren Weg ins Freie und ich verschwinde

erst einmal in meinem Schlafzimmer, um zu heulen.

Anderen, auch meinen Söhnen habe ich diese Seite an mir nie gezeigt.

Dort wird alles weggeschwemmt, der Frust, die Enttäuschung und jetzt die

Freude, aber auch Erleichterung.

Eine Woche vor Weihnachten.

Den Brief lese ich allein, es könnten ja wieder Tränen fließen.

Zuerst wird Holzbrikett gekauft, damit wir über Weihnachten nicht frieren.

Es ist noch immer kalt draußen und auch das Haus kühlt aus,

da bleibt es nicht aus, dass wir uns hastig anziehen.

Dann werden noch die Tanks mit Benzin gefüllt.

Das waren die Einhundert €.

Aber die Holzsorgen bis zum neuen Jahr sind vom Tisch..

Vom Justus höre ich, dass mein Ex ihn auf unsere Stromsorgen ansprach.

„Ihr müsst dafür Sorgen, dass der Strom wieder eingeschaltet wird,

ich würde ja gerne helfen habe aber nicht das Geld dazu.“

„Ha ha,“ kann ich nur höhnisch antworten,

wir hätten schon längst wieder Strom,

wenn er sich nicht quer gestellt hätte mit dem Wiesenverkauf.

Und dann ist Heiligabend.

Ich habe noch Einhundertelf € auf dem Konto.

Mit dem Einkauf habe ich bis jetzt gewartet, man kann ja nie wissen,

was noch alles dazwischen kommt.

Beim Einkaufszettel schreiben habe ich mir viel Zeit gelassen.

Was brauchen wir wirklich?

Das Wort Hefe schleicht sich auf meinen Einkaufszettel.

Was soll ich mit Hefe?

Bis zu diesem Weihnachtsfest gab es bei uns immer gebratene Ente mit

selbstgebackenem Brot. Dazu Kroketten und Rotkohl.

Als Kind liebte ich es, das Brot in die Soße zu tunken.

„Ich muss umdenken,

nur das Nötigste wird gekauft.“

Alles muss ohne Kochen genießbar sein.

Noch nicht einmal Kartoffeln, für einen einfachen Kartoffelsalat

kann ich kochen. Ganz zu schweigen von der Mayonnaise,

die ich selbst anfertige.

Mein Kartoffelsalat ist bei allen beliebt.

Sogar mein Sohn aus Hamburg hatte das Rezept mitgenommen.

Kartoffelsalat und Frikadellen. Wie bei Mutti.

„Vergangenheit, alles ist Vergangenheit.“

Ich wische die bitteren Gedanken zur Seite, „Positiv denken.“

„Dann sind wir im Geschäft und beim Bezahlen fällt mir ein,

„du warst nicht bei der Bank.“

Also zücke ich meine Bankcard.

Pech ist nur,

sie sagt, „ich bezahle nicht.“

Peinlich berührt und mit hochrotem Gesicht lasse ich den Einkaufswagen

stehen und fahre zur Bank um mich zu erkundigen, wo der Fehler liegt.

Keiner mehr da, die Bank hatte am Heiligabend nicht geöffnet.

Auf meinen Kontoauszügen wird meine Annahme bestätigt, es sind noch 111€

auf dem Konto.

Na wunderbar, ich gehe zum Bankautomaten und der zeigt an

„es sind nur noch vierzig € verfügbar.

Wie dass?

Ich weiß, dass ich kein Geld abgehoben habe.

Dann hungern wir Weihnachten. Mir ist alles egal.

Ich kann mit einem oder auch ein paar Äpfeln leben.

Trotzdem schreie ich zu Hause meinen Frust ins Haus.

„Wer hat das Geld abgehoben?“

Nach einigem überlegen gesteht Peter,

“ ich habe gestern mit deiner Karte das Benzin bezahlt.“

„Eines mein Sohn kann ich dir schwören,

ich gehe heute nicht noch einmal zum Einkaufen, macht ihr es,

wenn ihr über Weihnachten etwas im Magen haben wollt,

mir reicht es.“

Meine drei Söhne fahren los, hundeelend setzte ich mich in die Stube.

Jetzt kann ich meinen Tränen freien Lauf lassen.

Wie fühlt man sich?

Vornehm ausgerückt, „bescheiden.

Ich will nicht immer die starke Mutter sein!“

Nach einer Stunde kommt ein Weihnachtslied pfeifender Peter ins

Wohnzimmer. „Mutti wir haben für Weihnachten alles gekauft.

Am Heiligabend gibt es gekauften Kartoffelsalat und Würstchen,

Ein paar Dosensuppen, Brot, Aufschnitt, Tomaten und Paprika für den Salat.

Und hier dein geliebtes Marzipanbrot mit Nougat.“

Schon wieder schießen mir Tränen in die Augen,

kann sie aber schnell wegwischen.

Ich weiß, so viel habe ich die letzten zwanzig Jahre nicht mehr geweint

und das soll jetzt nicht zur Gewohnheit werden.

Dieses Weihnachtsfest wird von uns allen wohl nie vergessen werden.

Ich hoffe in einem Jahr lachen wir darüber.

„Ich habe mit Papa noch einmal über den Verkauf der Wiese diskutiert,

als er wieder das Thema „Strom“ ansprach.

Er ist jetzt einverstanden mit dem Verkauf.“

Mein Justus, wenn er will,

kann er Menschen am Nordpol Kühlschränke verkaufen.

Ohne mein Wissen hat er noch einmal seinen Vater bearbeitet.

Mit dieser Nachricht erfreut mich Justus kurz nach Sylvester.

„Wenn wir dann den Strom bezahlen, bleibt für jeden noch etwas vom

Geld übrig.“

„Gemach, gemach, mein Sohn,

so wie ich deinen Vater kenne, will er von der ganzen Summe

die Hälfte abhaben,

denk an meine Worte.“

Trotzdem fühle ich mich erleichtert und rufe bei unserer Tageszeitung an.

Noch am gleichen Tag, an dem die Anzeige in der Zeitung erscheint,

finde ich einen Käufer.

Eine Woche später ist der Kaufvertrag unterschrieben.

Selbstverständlich zu den Konditionen meines Ex,

wie ich es vorhersah. Aber ich bin zu diesem Zugeständnis gezwungen.

Strom oder Wiese.

Klar, dass ich auf eine schnelle Bezahlung dränge,

ich bin es leid ohne Strom zu leben.

Obwohl das Geld zuerst auf ein Anderkonto geht,

rät mir der Notar mit meiner Bank zu reden, da es noch bis zu einem

Monat dauern kann, bis das Geld auf meinem Konto transferiert wurde…

Frohen Herzens fahre ich, sobald der Kaufvertrag zugestellt wurde

zur Bank,

daran glaubend, dass jetzt endlich unser Strom wieder freigeschaltet wird.

Vielleicht schon Morgen? Innerlich atme ich auf.

Das ewige Benzin kaufen für den Generator wird teuer,

obwohl wir ihn nur ein paar Stunden anstellen.

Ich denke doch, dass die Bank mir die Summe für einen Monat leiht.

Aber,,,,

„Ha,“ so einfach geht es nicht, zuerst muss alles geprüft werden,

der Käufer könnte ja noch abspringen.

Ein paar Tage soll ich mich noch gedulden, wird mir warm lächelnd gesagt.

„Oh, ich bin ein „Warte“ Künstler, habe das Warten im Laufe meines

Lebens hinreichend gelernt.

Das einzige Mal, an dem ich nicht warten musste, war bei meiner Geburt.

Ich kam zwei Wochen zu früh. “

Dann nach ein paar Tagen kommt der Anruf.

„Die ganze Summe können wir ihnen nicht geben, nur ein Drittel.

Wenn sie dieses dem Stromkonzern anbieten,

werden die wohl mit sich reden lassen,

zur Not können sie ja auf mich verweisen.“

Ich bin perplex.

Wie jetzt,

die Bank bestätigt indirekt das Kommen des Geldes,

sonst hätten sie mir nicht ein Drittel des Betrages angeboten.

Ich kann aber nicht die ganze Summe an den Stromkonzern überweisen?“

Ist das die Bank, bei der ich und vor mir mein Vater

auf dem gleichen Konto Kunden waren?

„Ok, ok, ich weiß bescheid,

ich kann es zwar nicht nachvollziehen aber muss damit leben.

Ein paar böse Worte setze ich noch hinzu

und den viel zitierten Satz im Fernsehen.

„Wir machen den Weg frei.“

Nur bei mir geht dieses nicht.

Ich rief ohne Hoffnung beim Stromanbieter an,

denn, wie schon am Anfang meiner Misere lässt der Stromkonzern

mit den drei Buchstaben nicht mit sich reden.

„Fazit“,

bis Anfang März müssen wir weiterhin ohne Strom leben.

Man kann jetzt sagen „dann habt ihr aber etwas gespart,“

stimmt nicht, der Generator braucht Benzin.

Und diese Preise kennt jeder.

Aber gespart haben wir am anderen Ende.

Und zwar am essen, die Dickmacher kamen auf den Tisch.

Alles aus Dosen, in denen die versteckten Fette lauern.

Und an manchen Tagen gab es nur Brot.

Dank meiner Freundinnen hatte ich in dieser Zeit

wenigstens immer saubere Wäsche.

Ein Danke geht an meine Tochter Simone,

die mich zu dieser Geschichte animierte.

Elke Heinze